Was essen Kängurus? Känguru Nahrung und Verdauung im Detail

Bei meiner letzten Australien-Reise konnte ich zahlreiche Kängurus beim Essen beobachten. Einige Leute versuchten sogar Kängurus zu füttern. Deshalb fragte ich mich, was essen Kängurus? 

Kängurus sind hauptsächlich Pflanzenfresser und Vegetarier. Die Tiere essen in Australien heimische Pflanzen, insbesondere Gräser aber auch blühende Pflanzen, sowie Pilze und Farn. Die konkreten Pflanzenarten welche Kängurus essen unterscheiden sich nach Känguru-Art. Insbesondere kleine Känguru-Arten sind sehr wählerisch bei der Wahl der Futterpflanzen. 

Kängurus essen hauptsächlich Gräser und die Verdauung ähnelt jener von Kühen. Kängurus sind jedoch keine Wiederkäuer. Im Allgemeinen ähneln sich die Lebensräume von Kängurus beim Grasen auf der Wiese sehr jener von Kühen und Schafen. 

Männliches Östliches Graues Riesenkänguru beim Fressen in New South Wales

Dieser Artikel behandelt die folgenden Themen: Wie unterscheidet sich das Essen von kleinen Känguru-Arten (Wallabies) von großen Kängurus (Grey Kangaroos und Red Kangaroos)? Was genau essen Kängurus und wie sind sie auf die Verdauung ihrer Nahrung spezialisiert? Wo finden Kängurus ihre Nahrung, und wann fressen Kängurus? Wie ernähren sich Baby-Kängurus? Die Antworten gibt es in diesem Artikel:

Die Nahrung hängt von der Känguru-Art ab

Das tatsächliche Futter von Kängurus hängt von der Art ab. Man unterscheidet vor allem zwischen ganz kleinen Kängurus mit einem Gewicht kleiner als 5 kg, mittelgroßen, sowie großen Kängurus mit einem Gewicht größer als 30 kg.

Was essen Wallabies?

Kleinere Känguru-Arten (Wallabies) müssen aufgrund ihres raschen Stoffwechsel auf die Aufnahme nährstoffreiche Nahrung achten. Wallabies essen vor allem Blätter welche aus weniger Fasern bestehen als Gras. Wenn verfügbar, essen Wallabies gerne nährstoffreiche Früchte, Samen, frische Triebe, Pilze, Knollen, Blumenzwiebeln, Wurzeln, Trüffel, sowie Blüten. Gelegentlich essen kleine Känguruarten auch kleine wirbellose Tiere. 

Die Verdauungsorgane und das Gebiss von Wallabies sind weniger angepasst an das Essen von stark faserige Pflanzen. Dennoch essen Wallabies und kleinere Känguru-Arten wie Quokkas und Filander (Englisch “pademelon”) gelegentlich faserige Gräser. 

Die meisten Tiere können jedoch nicht alle Pflanzen essen. Sie vermeiden beispielsweise, wenn möglich, die giftigen Eukalyptusblätter. 

Was essen Kängurus?

Die größeren Kängurus ernähren sich hauptsächlich von verschiedenen in Australien heimischen Gräsern. Diese Gräser haben einen weitaus größeren Anteil an Fasern im Vergleich zu Pflanzen die von Wallabies gerne gegessen werden. Größere Kängurus sind nicht so wählerisch wie kleine Wallabies. 

Kängurus verbringen den Großteil des späten Abends sowie der Nacht auf Wiesen. Dort fressen sie Gras. Frische Gräser sind leichter zu verdauen als ältere trockene Gräser. Außerdem beinhalten frische Gräser mehr Nährstoffe als alte trockene Gräser. Deshalb bevorzugen Kängurus frische Gräser. Dennoch können Kängurus in Extremsituationen auch gut von trocken Gräsern leben.

Kängurus haben einen langsameren Stoffwechsel als ihre kleineren Verwandten die Wallabies. Kängurus können deshalb mit weniger Nährstoffen in Relation zum Körpergewicht überleben. Deshalb können sich Kängurus mit einfachen Gräsern die wenig Nährwerte bieten ernähren. 

Männliche erwachsene Kängurus sind weniger wählerisch als weibliche Kängurus. Es kommt oft vor, dass die männlichen Tiere weniger nährstoffreiche trockene Gräser fressen, während weibliche Tiere bessere Gräser fressen. 

Extreme Trockenheit sowie Überweidung führen dazu, dass sowohl männliche als auch weibliche Kängurus weniger nährstoffreiche sowie ältere Pflanzen fressen. 

Was essen Kängurus am liebsten?

Größere Känguru-Arten wie das Rote Riesenkänguru und die Grauen Riesenkängurus fressen hauptsächlich erdnahe Gräser. Kleinere Känguru-Arten wie das Quokka und Baumkängurus fressen Blätter und frische Knospen von größeren Bäumen. Filander (Englisch pademelons) essen sowohl erdnahne Gräser als auch Blätter und frische Knospen.

Nicht alle Kängurus sind reine Pflanzenfresser

Insbesondere kleine Känguru-Arten ernähren sich zumindest zeitweise auch von Insekten und kleinen Echsen. Auch die kleinen Känguru-Arten (z. B. Baumkängurus) essen jedoch vorwiegend Blätter und Früchte. Aufgrund der unterschiedlichen Nahrung ist das Gebiss von Känguru-Arten unterschiedlich ausgeprägt. Kleinere Känguru-Arten müssen auch kleinere wirbellose Tiere zerdrücken können, während große Kängurus vorwiegend Grashalme herausreißen müssen. 

Wie essen Kängurus?

Das Gebiss von Känguru-Arten ist an die artspezifischen typischen Mahlzeiten angepasst. Größere Känguru-Arten (Rotes Riesenkänguru oder Red Kangaroo, Östliche Graue Riesenkänguru oder Eastern Grey Kangaroo, Westliche Graue Riesenkänguru oder Western Grey Kangaroo) essen hauptsächlich Gräser. Die Kängurus haben deshalb Vorderzähne welche auf das abhacken von Gräsern spezialisiert sind. Diese großen Kängurus schneiden das Gras nicht direkt mit ihren Zähnen ab, sondern machen eine kleine ruckartige Bewegung mit dem Kopf um das Graus auszureißen. Insbesondere große Kängurus verwenden danach die Backenzähne. Die Backenzähne sorgen dafür, dass das Gras in sehr kleine Stücke zerteilt wird um die Verdauung zu beschleunigen. 

Kleinere Känguru-Arten, insbesondere Wallabies, haben Backenzähne welche Blätter zerdrücken. 

Ganz kleine Känguru-Arten haben Zähne um Insekten sowie kleine Reptilien zu “knacken”. 

Wo finden Kängurus die Nahrung?

Kleine Kängurus finden Nahrung im Unterholz von Wäldern. Große Kängurus sind nachtaktiv und fressen Abends oder in der Nacht Gras auf großen Weideflächen.

Känguru Mob beim Fressen von Gras in der Nähe von Murramarang National Park NSW

Die Orte an denen Kängurus Nahrung finden sind von der Känguru-Art abhängig. 

Kleine Känguru-Arten sind auf der Suche nach nährstoffreichem Futter. Dieses finden sie im Unterholz von Wäldern. Dort finden sie Knollen, Wurzeln, kleine Früchte, Trüffel, sowie kleine wirbellose Insekten.

Mittelgroße Kängurus sind sind sowohl im Unterholz als auch auf Grasflächen unterwegs. 

Große Kängurus finden die Nahrung vorwiegend im Weideland. 

Es wird angenommen, dass Kängurus nicht weit reisen nur um besseres Futter zu bekommen. Der Grund könnte sein, dass der Aufwand um bessere Orte zu erreichen den Mehrwert an Nährstoffen im Futter nicht rechtfertigt.

Wann fressen Kängurus?

Kängurus sind abend- und nachtaktive Tiere. Sie fressen ab dem späten Nachmittag bis zum Sonnenaufgang. Kängurus verbringen zwischen 6 und 8 Stunden am Tag nur mit der Nahrungsaufnahme. 

Ich konnte selbst beobachten, dass manche Tiere auch am Tag auf der Suche nach Futter waren. Die Anzahl an Tieren auf der Suche nach Futter ist in den späten Abendstunden jedoch um ein Vielfaches größer. Ich konnte regelmäßig beobachten wie riesige Wiesenflächen voll mit grasfressenden Kängurus waren. 

Die kurzen Nächte im Sommer bedeuten auch, dass Kängurus im Sommer weniger Zeit mit der Futtersuche verbringen als im Winter. 

Verdauung bei Kängurus

Größere Kängurus essen, ähnlich wie Kühe und Schafe, hauptsächlich Gräser welche schwer zu verdauen sind. Im Gegensatz zu Kühen und Schafen sind Kängurus keine Wiederkäuer. Das bedeutet, dass Kängurus die Pflanzen extrem gut kauen und zerkleiner müssen bevor sie in den Magen gelangen. Der Magen ist vergleichsweise groß um eine große Menge an Futter mit niedrigem Nährstoffanteil zu verdauen. Kängurus vergären das Futter. Dabei werden Polysaccharide in Nährstoffe umgewandelt. 

Western Grey Kangaroos (Westliche Riesenkängurus) können dem Futter mehr Nährstoffe entziehen als ihre Verwandten die Eastern Grey Kangaroos (Östliche Riesenkängurus). Diese wiederum haben eine bessere Verdauung als Red Kangaroos (Rote Riesenkängurus). 

In Dürreperioden können Kängurus das Fressen länger im Magen behalten und besser fermentieren. In Zeiten mit einem besseren Nahrungsangebot können Kängurus mehr essen und scheiden die Reste dafür früher aus. 

Nur die kleinsten Kängurus, wie zum Beispiel das Moschusrattenkänguru, haben einen normalen Magen der nicht auf die Vergärung von Gräsern spezialisiert ist. Sie essen deshalb hauptsächlich Früchte und kleine Insekten. 

Darf man Kängurus füttern?

Känguru am weißen Sandstrand trinkt Bier

Wie Anfangs erwähnt konnte ich bei meiner Australien-Reise zahlreiche Personen beobachten die Kängurus fütterten. Doch darf man Kängurus tatsächlich füttern?

Kängurus in der Wildnis sollten nicht gefüttert werden. Die Tiere sind das Futter, welches sie von Menschen bekommen, nicht gewöhnt und können es nicht verdauen. Das kann den Tieren schaden. In bestimmten Regionen wie zum Beispiel Rottnest Island ist es verboten Quokkas (eine kleine Känguru-Art) zu füttern. 

Insbesondere Brot und andere gebackene Lebensmittel sollten keinesfalls an Kängurus verfüttert werden. 

Menschen können über das Futter Krankheiten übertragen welche für Kängurus gefährlich sein können. Deshalb ist es ratsam, dass man Kängurus nicht nur nicht füttert, sondern auch nicht einmal berührt. 

Wo man Kängurus füttern kann könnt ihr in diesem Artikel lesen. 

Was essen Baby Kängurus?

Baby Kängurus werden nicht im Beutel der Mutter geboren. Stattdessen wandern sie nach der Geburt praktisch blind in den Beutel der Mutter und hängen sich an eine Zitze der Mutter. Dort bekommt das Känguru-Baby Muttermilch welche an das Alter des Babys angepasst wird. 

Känguru Baby

Nach ungefähr 8 Monaten schauen Baby-Kängurus (auch Joeys genannt) zum ersten Mal aus dem Beutel der Mutter. Dann beginnen die kleinen Tiere damit gelegentlich am Gras zu knabbern während auch die Mutter Gras frisst. Dennoch ernähren sich die Tiere auch in dieser Zeit hauptsächlich von der Milch ihrer Mutter. 

Selbst wenn das Känguru-Kind den Beutel verlässt und bereits ein neues Baby im Beutel wohnt, stellt die Mutter speziell angepasste Nahrung für das Kind außerhalb des Beutels bereit. Das kleine Känguru steckt dazu die Schnauze in den Beutel und ernährt sich gelegentlich über eine der freien Zitzen von der Muttermilch. 

Erst nach dem Entwöhnen ernähren sich Kängurus ausschließlich mit der gleichen Nahrung wie die ausgewachsenen Kängurus. 

Frisch entwöhnte Kängurus verfügen jedoch selten über ausgeprägte Reserven. Deshalb werden sie leicht Opfer von länger anhaltenden Dürreperioden. 

Wie viel Futter müssen Kängurus zu sich nehmen?

Kängurus benötigen nur rund 50 - 70 % der Energie von vergleichbar großen Säugetieren. Mittelgroße Kängurus benötigen etwa 500 - 600 g Nahrung pro Tag. 

Aufgrund des niedrigen Nährstoffanteils im Futter müssen Kängurus dennoch einen Großteil ihrer aktiven Zeit mit der Suche nach Futter verbringen. Die meisten Känguru-Arten verbringen den späten Abend, die Nacht, sowie den Frühen Morgen mit der Suche nach Futter. 

Kängurus müssen ein großes Volumen an Futter zu sich nehmen und benötigen deshalb einen großen Magen. Die Verdauung mittels Fermentation benötigt länger als eine gewöhnliche Verdauung, auch deshalb muss der Magen größer sein. 

Die Zeit und Menge der Nahrungssuche ist auch von der Jahreszeit und den äußeren Umweltbedingungen abhängig. An heißen Sommertagen fressen Kängurus nur halb so viel wie an kühlen Wintertagen. Im Sommer versuchen Kängurus den Energieaufwand der für die Futtersuche notwendig ist zu reduzieren. So soll auch die Körpertemperatur reduziert werden. Im Winter benötigen Kängurus mehr Energie um die Körpertemperatur aufrecht zu halten.

Wie finden Kängurus bei Trockenheit Wasser?

Kängurus kennen ihr Revier sehr gut und kennen deshalb alle Wasserstellen. Bei extremer Trockenheit können Kängurus einige Zeit nur vom Wassergehalt der gefressenen Gräser leben. Kängurus sind gut angepasst an die typischen Bedingungen in ihrem Lebensraum. Allgemein gilt, dass Kängurus bei einer Wasserknappheit weniger trinken und für eine gewisse Zeit mit weniger Wasser auskommen können.

Kängurus bei einer Wasserstelle in Western Australia

Kängurus können einen gewissen Anteil an Wasser über die Nahrung aufnehmen. Ist der Wasseranteil in der Nahrung zu gering müssen sie an Wasserstellen Wasser trinken. 

Menschen haben geholfen den Tieren das Überleben in bestimmten Gebieten zu vereinfachen. Wasserstellen für Rinder und Schafe werden oft von Kängurus genutzt um Wasser zu trinken. Das kann dazu führen, dass Kängurus in Regionen eindringen in denen sie früher nicht heimisch waren. Wasserstellen haben dazu beigetragen, dass sich das Verbreitungsgebiet von Eastern Grey Kangaroos (Östliche Riesenkängurus) östlich der Blue Mountains vergrößerte wo früher nur Rote Riesenkängurus heimisch waren. 

Ich habe bereits einen eigenen Artikel über das faszinierende Wassermanagement bei Kängurus geschrieben. Details zum Thema Wasser und Kängurus können hier im Detail nachgelesen werden.

Kängurus können auch mehrere Kilometer entfernte Wasserstellen aufsuchen. Hüpfen ist für Kängurus eine energieschonende Art der Bewegung, und durch die unregelmäßige Wasseraufnahme zahlt sich eine weite Reise zu Wasserstellen in extremen Trockenzeiten aus. 

Essen Kängurus Fleisch?

Kängurus sind prinzipiell Pflanzenfresser, doch sie essen in Ausnahmefällen Fleisch. Das heißt Kängurus sind Allesfresser und sie wurden bereits beim Essen von toten Vögeln und toten Fischen beobachtet wie das Video zeigt. 

Hier ist der Beweis. Ein Westliches Graues Riesenkänguru wurde im Cape Le Grand National Park am Strand beim Essen eines toten Vogels gefilmt: 

Kängurus haben prinzipiell nicht die Fähigkeiten um andere Tiere effektiv zu fangen. Des Weiteren ist die Verdauung bei Kängurus nicht auf Fleisch angepasst. Wie bereits erwähnt, basiert die Verdauung bei Kängurus auf dem Prinzip der Vergärung. Sie ähnelt deshalb nicht der Verdauung von typischen Fleisch- oder Allesfressern. 

Die meisten Pflanzenfresser können gelegentlich Fleisch essen, auch wenn es nicht üblich ist. Prinzipiell nutzen auch Pflanzenfresser die Gelegenheit zur schnellen Aufnahme von lebensnotwendigen Proteinen. Insbesondere in solchen Fällen, in denen das zu fressende Tier bereit tot am Boden liegt.