Trinken Kängurus Wasser? Weniger als Du glaubst

Bei meinen Känguru-Beobachtungen konnte ich die Tiere hauptsächlich beim Gras fressen auf großen Wiesen beobachten. Nur sehr selten steckten Kängurus ihre Schnauze in eine kleine Pfütze um zu trinken. Deshalb fragte ich mich, wie viel Wasser trinken Kängurus? 

Kängurus benötigen zwischen 50 und 100 ml Wasser pro kg Körpergewicht pro Tag. Kängurus können Wasser durch Trinken und die Nahrung aufnehmen. Bei stark wasserhaltiger Nahrung können Kängurus auch mehrere Tage ohne direkter Wasseraufnahme auskommen. 

Känguru trinkt Wasser

75 % der Körpermasse von Kängurus besteht aus Wasser. Beim Menschen liegt der Anteil zwischen 40 und 70 %. Jedoch kann der Wasseranteil bei Kängurus deutlich stärker sinken ohne langfristige Schäde zu verursachen. 

Die Aufnahme von Wasser unterscheidet sich stark zwischen verschiedenen Känguru-Arten. Prinzipiell sind alle Känguru-Arten an ihren natürlichen Lebensraum angepasst, der je nach Region in Australian sehr unterschiedlich sein kann. Manche Kängurus wie das Rote Riesenkänguru und das Bergkänguru sind gut an die wüstenähnlichen Bedingungen im Australischen Landesinneren angepasst, während andere Känguru-Arten gut an das feuchte Klima der Regenwälder angepasst sind. 

Wann müssen Kängurus Wasser trinken?

Kängurus müssen Wasser trinken wenn der Wassergehalt der Nahrung sehr niedrig (unter 50 %) ist. Ist das gefressene Gras saftig frisch und voll mit Wasser müssen Kängurus nur sehr selten direkt Wasser trinken.

Kängurus müssen Wasser trinken wenn der Wassergehalt der Nahrung unter 50 % liegt. 

Kängurus selbst bestehen aus etwa 75 % Wasser. Freilebende Kängurus haben relativ wenig Fettanteil und viel Muskelmasse, deshalb ist ihr Wasseranteil relativ hoch.

Im Vergleich zum Menschen können Kängurus relativ gut mit dem Verlust von Wasser umgehen. Dehydrierte Kängurus können den lebensnotwendigen Teil des fehlenden Wassers innerhalb von Minuten wieder aufnehmen.

Die Ausscheidung von Wasser über den Kot ist die Hauptursache für den Wasserverlust bei Kängurus. Fast 50 % des aufgenommenen Wassers wird über den Kot wieder ausgeschieden. Der Rest geht hauptsächlich über den Urin sowie Verdunstung (das Schwitzen) verloren. 

In der Wüste lebende Kängurus (Rote Riesenkängurus) können in extremen Dürrezeiten den Wasserausstoß über den Urin sowie den Kot minimieren. Rote Riesenkängurus essen dann weniger Gras um den Wasserverlust über den Kot zu reduzieren. Dabei ist das Gras länger im Magen und hat mehr Zeit zum Vergären. Ich habe in diesem Artikel über das Futter von Kängurus geschrieben, dort wird auch die Verdauung genauer beschrieben.

Außerdem können Rote Riesenkängurus den Urin so konzentrieren, dass weniger Wasser verloren geht. Auch der Kot wird deutlich trockener ausgeschieden. Kängurus, insbesondere Bergkängurus, gehören zu den Säugetieren mit dem trockensten Kot. 

Rote Riesenkängurus können auch salzhaltiges Gebüsch fressen sowie salzhaltiges Wasser trinken. Durch ihre nützliche Fähigkeit, der Konzentrierung des Urins, kann auch bei der Aufnahme salzhaltiger Nahrung im Endeffekt Wasser gewonnen werden. 

Wie viel Wasser trinken Kängurus?

Kängurus benötigen etwa 50 ml Wasser pro kg Körpergewicht pro Tag. Wasser kann sowohl über die Nahrung, als auch über direktes Trinken aufgenommen werden. Kängurus benötigen deutlich weniger Wasser als Schafe die ebenfalls auf Wiesen grasen. Rote Riesenkängurus und Bergkängurus benötigen nur rund ¼ des Wassers im Vergleich zu Schafen. 

Bei extremer Hitze verdoppelt sich die benötigte Wassermenge. Das heißt, dass Kängurus bei extremer Hitze etwa 100 ml Wasser pro kg Körpergewicht benötigen. Die notwendige Mehraufnahme an Wasser liegt hauptsächlich am vermehrtem Schwitzen. 

Doch auch bei extremer Hitze trinken Kängurus deutlich seltener Wasser als Schafe und Rinder. 

Wie oft trinken Kängurus Wasser?

Kängurus trinken nicht täglich Wasser. Beobachtungen an Wasserstellen ergaben, dass Rote Riesenkängurus in der Regel alle 3 - 5 Tage Wasser trinken. Vor allem im Sommer müssen Graue Riesenkängurus dreimal öfter eine Wasserstelle aufsuchen um Wasser zu trinken. 

Das bedeutet, dass Rote Riesenkängurus weniger Wasser benötigen als Graue Riesenkängurus. Rote Riesenkängurus leben in wüstenähnlichen Gebieten im Zentrum Australiens und sind deshalb besser an Lebensbedingungen ohne ständig verfügbarer Wasserversorgung angepasst.

Graue Riesenkängurus suchen Wasserstellen etwa drei mal öfter auf als Rote Riesenkängurus. Das bedeutet auch, dass die Dehydrierung bei Grauen Riesenkängurus schneller einsetzt als bei Roten Riesenkängurus.

Rote Riesenkängurus und Bergkängurus haben einen deutlich längeren Dickdarm als Graue Kängurus. Es wird angenommen, dass dadurch der Nahrung deutlich mehr Wasser entzogen wird. 

Bei hohem Wassergehalt in der Nahrung müssen Kängurus nur selten und weniger trinken. Bei heißem Wetter sowie einer Wasserquelle in der Nähe nehmen Kängurus hauptsächlich Wasser durch trinken auf. 

Wie lange können Kängurus ohne Wasser überleben?

Rote Riesenkängurus kommen im Extremfall nur alle zwei Wochen an eine bekannte Wasserstelle. Graue Riesenkängurus müssen etwa dreimal häufiger Wasser trinken als Rote Riesenkängurus. Prinzipiell hängt die Überlebenschance ohne direkter Wasseraufnahme stark von äußeren Umständen wie der Außentemperatur und dem Wassergehalt der Nahrung ab. 

Das Rote Riesenkänguru sowie das Bergkänguru können die Dicke des Blutes auch bei wenig Wasser konstant halten. Bei Menschen, zum Beispiel, wird das Blut bei Flüssigkeitsverlust deutlich schneller dickflüssiger. 

Die Errichtung von Wasserstellen für Schafe und Rinder half Kängurus neue Lebensräume zu besiedeln. Trockene Regionen westlich der Blue Mountains in Australien waren zuvor den Roten Riesenkängurus vorbehalten. Durch die von Menschen errichteten Wasserstellen breiteten sich auch die Östlichen Grauen Riesenkängurus zunehmend dort aus. 

Kängurus reagieren verschieden um längere Zeit mit wenig Wasser auszukommen. Manche Arten verkriechen sich an heißen Sommertagen in dunklen Höhlen. Dort ist die Temperatur 10 - 15 ° niedriger als Außerhalb. Andere Kängurus verbringen den Tag im Schatten von Bäumen. 

Was trinken Känguru Babys?

Ein weibliches Känguru produziert Milch die speziell an das Alter des Baby-Känguru angepasst ist. Nach der Geburt kriecht das Känguru-Baby in den Beutel der Mutter und hängt sich an einer Zitze fest. Kängurus können zwei verschiedene Sorten Milch produzieren, eine für das Baby und eine für einen Säugling der nicht mehr im Beutel wohnt. 

Ein weibliches Känguru kann zwei Joeys (Känguru-Junge) versorgen. Eines davon lebt die ersten Monate dauerhaft im Beutel, das Andere hat bereits den Beutel verlassen und steckt die Schnauze nur in den Beutel um Muttermilch zu bekommen. Dieser Artikel über Känguru-Babys erklärt alles von der Geburt, so klein wie eine Erbse, bis zum Erwachsenwerden. Wussten Sie, dass Kängurus nicht im Beutel geboren werden?

Känguru Baby im Beutel
Joey (baby kangaroo) in its mother's pouch. Photograph by Geoff Shaw (Zoology, University of Melbourne, Australia)

Wie finden Kängurus bei Trockenheit Wasser?

Kängurus kennen ihr Revier sehr gut und kennen deshalb alle darin befindlichen Wasserstellen wie Flüsse, Seen, Pfützen, und von Menschen gemachte Wasserstellen für Schafe und Rinder im Inland Australiens. Kängurus haben keinen besonderen Trick um bei Trockenheit Wasser zu finden. Sie können jedoch effizient Wasser aus der aufgenommen Nahrung entziehen. 

Kängurus müssen Wasserstellen finden wenn der Wassergehalt der Nahrung unter 50 % liegt. Es wurde beobachtet, dass Kängurus nach lokalen Regenschauern in die betroffenen Regionen hüpften um dort kleine Pfützen sowie frisches saftiges Gras zu finden.

Kängurus bei einer Wasserstelle in Western Australia

Menschen halfen Kängurus bei der Erschließung neuer Lebensräume. Gleichzeitig sorgte die menschliche Aktivität dafür, dass Kängurus aus ihrem natürlichen Lebensraum zurückgedrängt wurden. Wasserstellen für Schafe, Ziegen, und Rinder ermöglichten Kängurus die Besiedlung neuer Gebiete. Wenn vom Menschen gemachte Wasserstellen versiegen können die Auswirkungen auf lokale Känguru Populationen fatal sein. Die Verschmutzung von Flüssen reduzierte jedoch vor allem den Lebensraum kleinerer Känguru-Arten was sich vor allem bei Trockenheit extrem auf die Population auswirkt. Das Quokka ist ein Beispiel für die Verdrängung aus gewohnten Lebensräumen durch den Einfluss des Menschen auf Sumpf- und Flussgebiete im Westen Australiens. 

Hüpfen stellt für Kängurus eine extrem effiziente Form der Fortbewegung dar. Kängurus können deshalb mehrere Kilometer effizient zurücklegen um Wasserstellen zu finden. Das Revier von Kängurus ist typischerweise innerhalb von 10 - 20 km einer Wasserstelle. Das können Seen, Quellen, Flüsse, aber auch von Menschen geschaffene Wasserstellen sein. 

Kängurus können bei Bedarf einen Großteil des benötigten Wassers über die Nahrung aufnehmen. In diesem Artikel habe ich genauer erklärt wie die Wasseraufnahme über die Nahrung funktioniert.

Zusammenfassung

Kängurus sind extrem sparsam im Umgang mit Wasser. Sie sind an die schwierigen trockenen Gegebenheiten in Australien sehr gut angepasst. Außerdem halfen von Menschen gemachte Wasserstellen extem bei der Vermehrung von Kängurus im trockenen Landesinneren. Gleichzeitig erschwerte die Verschmutzung von Flüssen das Überleben vieler kleinerer Känguru-Arten.

Große ausgewachsene Kängurus benötigen etwa 50 ml Wasseraufnahme pro kg Körpergewicht pro Tag. Entweder direkt durch das Trinken von Wasser oder über die Nahrung. Bei extremer Hitze verdoppelt sich die benötigte Wassermenge. Kängurus benötigen nur einen Bruchteil des Wassers im Vergleich zu Kühen und Schafen die ebenfalls auf großen Weideflächen in Australien Gras fressen.